Die LAG Selbsthilfe behinderter Menschen Bremen e.V. (LAGS) ist seit 1975 - also seit einem halben Jahrhundert - der Dachverband der Selbsthilfe behinderter, chronisch kranker und psychisch beeinträchtigter Menschen und ihrer Angehörigen in Bremen und Bremerhaven. Die LAGS tritt gegen Diskriminierung und für Selbstbestimmung, Selbstvertretung und Teilhabe der Menschen mit Behinderungen ein, unterstützt die Selbsthilfe und fördert die Vernetzung der Betroffenen und koordiniert die gemeinsame Interessenvertretung gegenüber Öffentlichkeit, Politik, Behörden, Ausschüssen und Institutionen.

Der Vorstand prägt die Verbandsaktivitäten und unterstützt durch ehrenamtliches Engagement die Arbeit der Geschäftsstellenleitung. In der Geschäfts- und Beratungsstelle finden Betroffene, Ratsuchende, interessierte Bürger*innen sowie Netzwerkpartner*innen aus Politik, Verwaltung und Gesellschaft einen Kontakt für ihre Anliegen. Parallel zur Beratung organisiert die Geschäftsstelle alle Aktivitäten, betreut die Mitglieder, vertritt deren Interessen, koordiniert die Arbeit der ehrenamtlich Tätigen, und leistet vielfältige Öffentlichkeitsarbeit, u.a. den viermal jährlich erscheinenden Informationsdienst.

Interessenvertretung

Zur selbstbestimmten Teilhabe und Selbsthilfe zählt ganz wesentlich die koordinierte und abgestimmte Interessenvertretung in zahlreichen Gremien. Dies sind u.a. die Deputationen für Soziales und für Gesundheit, die Rahmenvertragskommission und ihre Unterkommissionen nach SGB IX, Widerspruchsausschuss und Beratender Ausschüsse beim Integrationsamt, das gemeinsame Landesgremium 90a SGB V (Sektorenübergreifende Fragen des Gesundheitswesens), Landesteilhabebeirat Bremen und Inklusionsbeirat Bremerhaven, Zulassungsausschüsse und Koordinierungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung und der Krankenkassen, Koordinierung der Patient:innenbeteiligung, Verwaltungsrat des Medizinischen Dienstes Bremen, der Landesmedienrat, der Landespflegeausschuss und die LAG Betreuungsangelegenheiten. Darüber hinaus arbeitet die LAGS in Begleitgremien zum Stadtführer "Bremen barrierefrei", Schaffung von Rollstuhlgerechten Wohnungen", Umsetzung des BTHG und Umsetzung der UN-BRK im Land Bremen mit.

Teilhabeberatung

Die LAGS führt die 2018 eingeführte Ergänzende Unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) seit Januar 2023 unbefristet und mit erweiterten Beratungen für blinde und sehgeschädigte Menschen und mehrsprachig für Menschen mit Flucht- und Zuwanderungshintergrund weiter. Die EUTB umfasst persönliche, fernmündliche, aufsuchende und schriftliche Beratungen, u.a. zu Nachteilsausgleichen, Schwerbehindertenausweis, Leistungsansprüchen, Wohnen, Mobilität, Arbeit, Migration und Behinderung, politische Teilhabe, Freizeit, Betreuungsrecht und Vermittlung von Rechtsberatung.

Gesundheitsbezogene Selbsthilfe nach SGB V

Die LAGS unterstützt die Selbsthilfeaktivitäten ihrer Mitglieder, engagiert sich in der Patientenvertretung und kooperiert eng mit dem Netzwerk Selbsthilfe Bremen-Nordniedersachsen. Seit Juni 2020 hat die Kooperationsgemeinschaft der gesetzlichen Krankenkassen im Land Bremen ihre Selbsthilfeförderung nach §20h SGB V ihre finanzielle Unterstützung auf die Förderung von Projekten ausgeweitet. Nach der Stärkung unserer interkulturellen Selbsthilfe folgt jetzt eine Modernisierung der Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten aus der SGB V-Projektförderung. Dafür sagen wir ganz herzlichen Dank.

Arbeitskreise – Projekte – Netzwerke

Der Arbeitskreis Bremer Protest (www.akbremerprotest.de) ist ein von der LAGS Bremen organisiertes Bündnis gegen Diskriminierung und für Gleichstellung behinderter Menschen. In monatlich stattfindenden Treffen werden Themen der Behindertenselbsthilfe diskutiert. Der AK Protest organisiert seit 1993 den „Bremer Protesttag gegen Diskriminierung und für Gleichstellung behinderter Menschen“ zum Aktionstag 5. Mai und das  Bremer Behindertenparlament zum Welttag behinderter Menschen am 3. Dezember, seit inzwischen annähernd 30 Jahren.

Im „Teilhabetreff Bremen-Nord“ (www.tthbnord.de) bietet die LAGS Beratung, Begegnung und Selbsthilfe für Mwenschen mit Behinderungen in den nördlichen Stadtteilen an. Die LAGS hat dort ein Kontaktbüro und bietet u.a. Teilhabecafés (offene Kreise für neue Teilhabe-Ideen), Selbsthilfegruppen für Hörgeschädigte, blinde und sehbehinderte Menschen sowie interkulturelle Gruppen an. Diese Stadtteil- und Quartiersarbeit weitet die LAGS nach und nach auf das ganze Stadt- und Landesgebiet aus. In Bremerhaven koordiniert Christine Sacher auf einem ausgelagerten Beschäftigungsplatz der Elbe Weser Welten - EWW die Arbeit unserer Mitglieder und Akteure in der Seestadt. 

Aufgrund einer starken Nachfrage nach Beratungen für Menschen mit Zuwanderungs- und Fluchthintergrund, baut die LAG Selbsthilfe Bremen ihre gemeinsamen Angebote mit und für behinderte Menschen mit Flucht- und Zuwanderungshintergrund kontinuierlich aus. In Kooperation mit Organisationen wie dem Anatolischen Bildungs- und Beratungszentrum, zahlreichen Migrant:innen-Organisationen und deren Netzwerken entstehen immer mehr interkulturelle Selbsthilfeangebote.

Seit 2023 bündelt die LAGS Bremen mit haupt- und ehrenamtlichen muttersprachlichen Mitarbeitenden in der "Kontaktstelle Globale Selbsthilfe und Teilhabe" die Selbsthilfe und Teilhabe von Menschen afrikanischen, asiatischen, latein- und südamerikanischen und nahezu allen europäischen Sprach- und Kulturräumen. Neu sind Aktivitäten und Projekte für und mit Menschen aus dem und im Globalen Süden im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit. In diesem Zusammenhang verwirklicht die LAGS inzwischen bereit drei Auslandsprojekte in Afrika und Lateinamerika. Projekte in weiteren Ländern sind in Vorbereitung. Spannender neuer Ort für unsere interkulturelle Arbeit ist die “Neue Kulturenwerkstatt” in Bremens größtem Stadtentwicklungsgebiet “Überseestadt”. Ein Höhepunkt war der Fachtag “Inklusion über den Tellerrand” am 31.03.2025 in der Vertretung des Landes Bremen in Berlin. Thema war die behindertengerechte und inklusive Gestaltung der Entwicklungszusammenarbeit für den und im “Globalen Süden. Diese Arbeit für die ”globale" Umsetzung der UN-BRK wird von Engagement Globa- finanziell aus dem Programm “Förderung entwicklungspolitischer Bildung” gefördert. Dafür ganz vielen herzlichen Dank!

Im Rahmen ihrer Arbeit ist die LAGS in zahlreichen Netzwerken aktiv, u.a. im Netzwerk Selbsthilfe Bremen-Nordniedersachsen, im Vergabegremium zur Umsetzung der kassenartenübergreifenden Pauschalförderung, im Forum Barrierefreies Bremen, in Begleitgremien (Umsetzung des BTHG, Schaffung von R-Wohnungen, Stadtführer Barrierefreies Bremen), im Netzwerk Migration/Flucht und Behinderung, in der AG „Verbandsklageberechtigte Verbände“, als Regionalpartner der Aktion Mensch für den „Familienratgeber“, in Arbeitskreisen und Netzwerken zur ambulanten und sozialraumorientierten psychiatrischen Versorgung (AK Neue Psychiatrie, Gemeindepsychiatrische Verbünde), im Bremer entwicklungspolitischen Netzwerk (BeN), im Migrant:innenElternNetzwerk Bremen und als Vertriebsstelle für den Euro-WC-Schlüssel. Überhaupt entwickelt die LAGS Bremen sich zunehmend zum Projektträger, u.a. verteilen wir bis Jahresende 2025 ca. 120 mobile Rampen an Gastronomie und Gewerbe in Bremens Quartieren (gefördert durch die Senatorin für Wirtschaft). Und mit dankenswerter Förderung der Krankenkassen beseitigen wir ebenfalls bis Jahresende digitale und analoge Barrieren in unserer Arbeit mit und für unsere Mitglieder. 

Im Frühjahr 2025 war die LAGS Ausrichterin der regelmäßigen Tagung des Ständigen Ausschusses der Landesarbeitsgemeinschaften. Innerhalb dieser drei Tage fanden wichtige Debatten statt. Die LAGS konnte dabei gleichzeitig deutlich machen, wie gut vernetzt sie durch ihre langjährige Arbeit im Land Bremen ist. Wir danken allen Menschen, die zum Gelingen dieser Tagung beigetragen haben. 

Ein Ereignis freut uns ganz besonders: Wie angekündigt und erhofft ist es in Kooperation von BAG SELBSTHILFE, LAGS und zahlreichen niedersächsischen Organisationen tatsächlich gelungen, pünktlich zum 50jährigen Bestehen der LAGS Bremen im Jahr 2025 die Landesarbeitsgemeinschaft der Selbsthilfeorganisationen in Niedersachsen wieder ins Leben zu rufen. Mehr darüber wird sicher an anderer Stelle im Jahresspiegel der BAG Selbsthilfe zu lesen sein.